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Die 7 wichtigsten WCAG-Richtlinien für barrierefreie Websites erklärt

xperients digitalagentur serhat
Serhat Kaya
Zuletzt aktuallisiert: 30. August 2024
Das World Wide Web ist nicht für alle Menschen gleichermaßen leicht zugänglich. Besonders Menschen mit Behinderungen benötigen oft spezielle Anpassungen, um Inhalte wahrnehmen und erfassen zu können, was als Barrierefreiheit bezeichnet wird.

Ab dem 28. Juni 2025 wird eine barrierefreie Website durch das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFG) für viele Unternehmen in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben. Diese Maßnahme soll sicherstellen, dass alle Nutzer, unabhängig von ihren Fähigkeiten, gleichberechtigt auf Webinhalte zugreifen können. Die aktuelle Fassung der WCAG-Richtlinien, WCAG 2.1, basiert auf kontinuierlichen Entwicklungen und ist an europäische Normen angepasst.

Aber auch unabhängig von der gesetzlichen Verpflichtung, ist Barrierefreiheit ein entscheidender Faktor für eine positive Nutzererfahrung. Menschen mit Behinderungen, ältere Menschen und Nutzer mit temporären Einschränkungen sollen Ihre Inhalte ohne Einschränkungen erleben können.

Was sind Web Content Accessibility Guidelines (WCAG)?

Die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) sind internationale Standards, die vom World Wide Web Consortium (W3C) entwickelt wurden, um die Barrierefreiheit von Webinhalten zu gewährleisten. Die erste Version, WCAG 1.0, wurde im Mai 1999 veröffentlicht.
Diese Richtlinien bieten einen umfassenden Rahmen und eine Reihe von Empfehlungen zur Gestaltung barrierefreier Websites, die sicherstellen, dass Menschen mit visuellen, auditiven, motorischen oder kognitiven Einschränkungen problemlos auf Informationen im Web zugreifen können.
Als zentrale barrierefreie Webdesign-Richtlinie sind die WCAG essentiell, um eine inklusive digitale Umgebung zu schaffen, die für alle Benutzer zugänglich ist, unabhängig von ihren Fähigkeiten. Sie dient auch als Grundlage für die europäische und deutsche Gesetzgebung für barrierefreie Websites. Die WCAG 2.0 wurde im Jahr 2008 veröffentlicht und ist abwärtskompatibel, sodass sie weiterhin zusammen mit neueren Versionen angewendet werden kann.
Wenn Sie Ihre Website für alle Nutzer zugänglich machen möchten, finden Sie auf unserer Leistungsseite „Barrierefreies Webdesign“ umfassende Informationen, wie wir Sie bei diesem Vorhaben unterstützen können.
In diesem Beitrag erklären wir die sieben wichtigsten WCAG-Richtlinien verständlich und geben praktische Tipps zur Umsetzung.

Die vier WCAG-Prinzipien: POUR

icon zeigt auge

Wahrnehmbar (Perceivable):

Inhalte und Bedienungselemente müssen so dargestellt werden, dass sie von allen Nutzern wahrgenommen werden können. Die WCAG-Regeln bieten internationale Standards und definieren spezifische Erfolgskriterien, um verschiedene Konformitätsstufen zu erreichen. Zum Beispiel sollten Bilder mit einer Beschreibung versehen sein, die von Bildschirmlesegeräten vorgelesen werden kann.
icon zeigt eine hand mit ausgestrecktem finger

Bedienbar (Operable):

Alle Nutzer müssen die Möglichkeit haben, die Website zu bedienen. Dazu gehört, dass alle Funktionen über eine Tastatur erreichbar sind, da nicht alle Nutzer eine Maus verwenden können.
icon zeigt einen kopf mit gehirn im querschnitt

Verständlich (Understandable):

Inhalte und Funktionen der Website müssen leicht verständlich sein. Dies schließt die Verwendung einfacher Sprache und klarer Navigation ein, sodass alle Nutzer problemlos durch die Seite navigieren können.
icon zeigt pc tablet und handy geraete nebeneinander

Robust (Robust):

Inhalte müssen so gestaltet sein, dass sie von einer Vielzahl von Geräten und Technologien, einschließlich Hilfstechnologien, genutzt werden können. Das bedeutet, dass der Code der Website standardkonform sein sollte, um auch zukünftigen Entwicklungen standzuhalten.

Die 7 wichtigsten WCAG-Richtlinien

Im Folgenden werden die sieben wichtigsten WCAG-Richtlinien erläutert, die Unternehmen beachten sollten, um ihre Websites barrierefrei zu gestalten:
Die Seiten spielen eine zentrale Rolle in den Konformitätsstufen, da sie die Struktur der Anforderungen definieren und zur Erreichung einer umfassenden digitalen Barrierefreiheit beitragen.

1. Textalternativen (WCAG 1.1.1):

Für alle nicht-textuellen Inhalte wie Bilder oder Videos sollten beschreibende Texte bereitgestellt werden. Diese Texte helfen vor allem sehbehinderten Nutzern, den Inhalt zu erfassen.
Tipp 1: Nutzen Sie beschreibende Alt-Texte, die den Inhalt präzise wiedergeben. Vermeiden Sie Füllwörter wie "Bild von" oder "Grafik zeigt".
Tipp 2: Grafiken, die rein ästhetisch sind, redundante Informationen wiedergeben oder unsichtbar sind, sollten von Screenreadern ignoriert werden. Dies verbessert die Zugänglichkeit und Nutzererfahrung.
beispielbild einer katze mit falscher alternativbeschreibungbeispielbild einer katze mit richtiger alternativbeschreibung

2. Tastaturzugänglichkeit (WCAG 2.1.1):

Jede Funktion auf der Website sollte ohne Maus zugänglich sein, was besonders wichtig für Menschen mit motorischen Einschränkungen ist.
Tipp: Testen Sie Ihre Website mit der Tabulator-Taste, um sicherzustellen, dass alle Elemente erreichbar sind.

3. Kontraste (WCAG 1.4.3):

Der Farbkontrast zwischen Text und Hintergrund sollte stark genug sein, damit auch Menschen mit Sehschwächen die Inhalte gut lesen können.
Tipp: Verwenden Sie Kontrastprüfer, um die Lesbarkeit Ihrer Texte sicherzustellen.
beispielbild von schlecht lesbarem gruenem text auf rotem hintergrundbeispielbild von gut lesbarem schwarzen text auf gruenem hintergund

4. Anpassbare Texte (WCAG 1.4.4):

Nutzer sollten die Möglichkeit haben, die Textgröße anzupassen, ohne dass Inhalte verloren gehen oder die Bedienung erschwert wird.
Tipp: Vermeiden Sie fest eingestellte Schriftgrößen und nutzen Sie relative Einheiten.
browser mockup zeigt xperients startseite mit normalem textbrowser mockup zeigt xperients startseite mit grossem text
Kleiner
Größer

5. Zeitgesteuerte Inhalte (WCAG 2.2.2):

Wenn Inhalte automatisch ablaufen oder verschwinden, sollte den Nutzern genug Zeit gegeben werden, darauf zu reagieren. Die neuesten Ergänzungen und Erfolgskriterien der WCAG 2.2 erweitern die bestehenden Richtlinien der WCAG 2.1 und bieten zusätzliche Unterstützung für Nutzer mit verschiedenen Bedürfnissen. Das ist besonders wichtig für ältere Nutzer oder Menschen mit kognitiven Einschränkungen.
Tipp: Vermeiden Sie automatisches Abspielen von Audio- oder Videoinhalten. Bieten Sie Ihren Nutzern die Kontrolle über solche Inhalte.

6. Fehlermeldungen und -vorschläge (WCAG 3.3.3).

Formulare sollten klare Anweisungen geben und im Fehlerfall hilfreiche Hinweise bieten, wie diese behoben werden können.
Tipp: Geben Sie konkrete Hinweise, wie Fehler korrigiert werden können.

7. Eingabehilfen (WCAG 3.3.2):

Wenn spezielle Formate für Eingaben erforderlich sind, sollte dies klar kommuniziert werden, um Missverständnisse zu vermeiden.
Tipp: Verwenden Sie klare und verständliche Anweisungen für die Eingabe.
textboxen mit und ohne richtige beschreibung

Was bedeutet WCAG-Konformität für Ihre Webseite?

Die WCAG-Konformität ist ein wichtiger Maßstab für die Barrierefreiheit von Websites. Eine autorisierte deutsche Übersetzung des Gesamttextes der WCAG 2.0 ist verfügbar, während die WCAG 2.1 aktuell auf Englisch verfügbar ist. Sie gibt an, wie gut eine Website die internationalen Standards der Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) erfüllt.
Es gibt drei Konformitätsstufen: A, AA und AAA. Eine Website mit Stufe A erfüllt die Mindestanforderungen, Stufe AA wird als guter Standard angesehen und sorgt für eine solide Zugänglichkeit. Stufe AAA ist die höchste Stufe und bietet den umfassendsten Zugang, was als sehr gut bewertet wird.

Praktische Umsetzungstipps

Für die Umsetzung der Barrierefreiheit auf Ihrer Website gibt es zahlreiche Tools und Methoden:

  • Accessibility-Checker: Nutzen Sie Werkzeuge wie oder Axe Accessibility Checker, um Barrieren auf Ihrer Website zu erkennen.

  • Einfaches Design: Achten Sie auf ein klares und einfaches Layout, das die Navigation erleichtert. Vermeiden Sie übermäßige Animationen, die ablenken könnten.

  • Entwicklerressourcen: Stellen Sie sicher, dass Ihre Entwickler die WCAG-Richtlinien kennen und umsetzen. Nutzen Sie Ressourcen wie ARIA (Accessible Rich Internet Applications), um die Zugänglichkeit interaktiver Elemente zu verbessern.

  • Vermeidung häufiger Fehler: Achten Sie darauf, dass wichtige Informationen nicht nur durch Farben kommuniziert werden, sondern auch durch Text oder Symbole, um farbenblinde Nutzer zu unterstützen.

Vorteile einer barrierefreien Website

Eine barrierefreie Website bringt zahlreiche Vorteile:

  • Verbesserte Benutzererfahrung: Eine zugängliche Website verbessert die Nutzung für alle Besucher, was zu höherer Zufriedenheit und Nutzerbindung führt.

  • Rechtliche Vorteile: Unternehmen können durch die Einhaltung der Barrierefreiheitsanforderungen rechtliche Probleme vermeiden und den gesetzlichen Vorgaben entsprechen.

  • Erhöhung der Reichweite: Barrierefreie Websites sind für eine breitere Zielgruppe zugänglich, darunter Menschen mit Behinderungen, ältere Menschen und Nutzer mit temporären Einschränkungen.
Fazit:
Eine barrierefreie Website ist ein Gewinn für alle Beteiligten. Durch die Umsetzung der WCAG-Richtlinien verbessern Sie die Nutzererfahrung, erweitern Ihre Zielgruppe und erfüllen gesetzliche Anforderungen. Die vollständigen WCAG 2.1-Richtlinien sind auch auf Deutsch verfügbar und bieten detaillierte Anleitungen zur Gestaltung barrierefreier Websites. Investieren Sie in die Barrierefreiheit Ihrer Website – es lohnt sich!
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Über den Author

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Serhat Kaya
Serhat Kaya ist Managing Partner der Digitalagentur XPERIENTS. Im XPERIENTS Team ist er Spezialist für SEO & Webdesign. Serhat’s Leidenschaft ist es, Unternehmer dabei zu unterstützen, die Welt zu verändern.

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